„Nur zweckmäßige Vereinfachung kann dem Leben Würde verleihen.“ (AY 427)
Es ist ein erstaunliches Phänomen unserer Tage, daß die Menschen keine Zeit mehr haben. Selbst ehrlich begeisterte Agni Yogis sind derart „ausgebucht“, daß die wichtigsten Arbeiten liegenbleiben und das große Werk der Mahatmas nur äußerst langsam Fortschritte macht. Beruf und Familie nehmen in einem solchen Maße Zeit und Kraft in Anspruch, daß für andere Belange kaum noch Raum bleibt.
Wer von Euch kann von sich sagen, daß die drei wichtigsten Dinge im Leben eines Agni Yogi - höchste Verbindung (Meditation), Ausbildung/Selbstvervollkommnung und Dienst am Allgemeinwohl – ihren gewichtigen, festen, unverrückbaren Platz im Ablauf eines jeden Tages haben?
Was ist zu tun? Natürlich muß ein jeder sich um seine Frau und Kinder kümmern. Natürlich soll ein jeder seinen Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen und darf nicht der Allgemeinheit zur Last fallen.
In AY 427 rät der Lehrer zur „Vereinfachung der Lebensgewohnheiten“. Was können wir darunter verstehen? Nur einige wenige Beispiele:
Warum arbeiten wir Deutschen so viel? Müssen wir unbedingt einen der höchsten Lebensstandards der Welt haben, mit Auto, Waschmaschine, Spülmaschine, Wäschetrockner, Fernsehgerät, Computer usw. in jedem einzelnen Haushalt? Könnten wir nicht weniger arbeiten, dadurch Zeit für das Wesentliche gewinnen und uns mit dem Lebensniveau von Ländern wie Chile, Griechenland oder Indien zufrieden geben? Wir Agni Yogis sollten alle anstreben, nur noch halbtags zu arbeiten!
Die vielen materiellen Dinge, die wir anhäufen, wollen gesäubert, gepflegt, in Stand gehalten, repariert, geschützt, versichert und bei Versagen ersetzt werden – habt Ihr schon erwogen, wieviel Aufwand an Zeit, Geld und Kraft dafür erforderlich ist? All das geht auf Kosten des Spirituellen in Euch!
Oder eines unserer Lieblingsthemen: Das Essen: Der normale Bürger dieses Landes verbringt wohl mehrere Stunden täglich damit, Zutaten einzukaufen, Essen zuzubereiten und einzunehmen. Wie sagt der Lehrer: „Brüder, ihr findet entschieden für alles bemerkenswert viel Zeit, doch für das Allerhöchste erübrigt ihr nur kurze Augenblicke. Wenn ihr dem Allerhöchsten nur soviel Zeit widmen würdet, wie ihr sie für die Mahlzeiten aufbringt, so wäret ihr bereits Lehrer.“ (Br II, 156) Das bedeutet: Die Gewohnheiten umstellen, nur noch zwei Mahlzeiten pro Tag einnehmen (Gem 148; AY 442), diese möglichst einfach gestalten (morgens Müsli mit Obst, nachmittags Brot mit Käse und Gemüse-Salat, nur ein- oder zweimal die Woche am Wochenende eine warme Mahlzeit) – und schon ist viel Zeit gewonnen.
Oder die lieben Verwandten: Vater und Mutter, Onkels und Tanten mit ihren Ansprüchen an unsere Zeit müssen wir in dem Maße widerstehen, wie sie unsere Mission behindern. Unsere wahren, die Seelen-Verwandten sind die anderen Agni Yogis!
Der Tagesrhythmus der Mönche zeigt, daß es möglich ist, seinen Unterhalt zu verdienen, in der Welt dienend tätig zu sein und gleichwohl ein spirituelles Leben zu führen.
Natürlich ist das nur schwer zu verwirklichen, besonders für diejenigen unter uns, die Kinder haben: Die wollen nun einmal unter ihresgleichen aufwachsen und benötigen dafür Fernseher, Computer, CD-Spieler, eine Tennis-Ausrüstung, Inline-Skates, ein Klavier oder eine Gitarre und vieles andere mehr.
Deshalb sind die Bemühungen des einzelnen um Vereinfachung seines Lebens immer nur begrenzt erfolgreich. Um tatsächlich die Gebote der Lehre verwirklichen zu können, müssen wir Gemeinschaften, Kerngruppen – nach der Art des Kibbuz - gründen, die weniger für Geld arbeiten, die sich mit einem geringeren Lebensstandard begnügen, die gemeinsam ein Auto und eine Waschmaschine nutzen, die andere Essensgewohnheiten pflegen, die nach einem festen Tagesrhythmus leben, in dem Raum für Betrachtung, Ausbildung und Dienst ist, in denen vor allem die Kinder mit neuen, einfacheren, menschlicheren Gewohnheiten heranwachsen. Solchen spirituellen Gemeinschaften auf der Basis einer Lebendigen, angewandten Ethik gehört die Zukunft!