âFacetten des Agni Yogaâ (russisch âGrani AYâ) sind Schriften von Boris Abramow, einem SchĂŒler von Nikolaus Roerich. Sie bieten eine wertvolle ErgĂ€nzung zu den BĂŒchern der Lehre. Der russische Text findet sich unter http://www.roerich.com/7_20.htm; wir beginnen gerade mit der deutschen Ăbersetzung.
Der nachstehende § 7 aus dem Buch 1954 faĂt anschaulich zusammen, wie AY das Geheimnis der Unsterblichkeit lĂŒftet: Materielle Formen (Körper) sind vergĂ€nglich, hier dĂŒrfen wir die Unsterblichkeit nicht suchen. Die Versuche der Ărzte, das physische Leben zu verlĂ€ngern, gehen also fehl. Unsterblich kann nur der Geist (die Seele) sein, die die verschiedenen Formen (Körper) beseelt. Der entscheidende Schritt zur Gewinnung der Unsterblichkeit ist also, sein BewuĂtsein umzustellen und sich mit seiner Seele zu identifizieren, nicht mit seinem Körper. Wer in jeder Situation, in allen Welten dieses BewuĂtsein bewahrt, wer immer denkt âich bin eine Seele, ein ewiges, geistiges Wesenâ und entsprechend handelt, der hat Unsterblichkeit erlangt.
FAY 1954, 7: Den niederen Bewusstseinen ist die Zukunft unbekannt. Sie bauen sich Nester, sie legen NahrungsvorrĂ€te an, aber sie wissen nichts, denn all das tun sie instinktiv. Die GröĂe und die Höhe des Geistes wird an seiner FĂ€higkeit gemessen, die fernen Grenzlinien der Zukunft zu erkennen. Die Rahmen der Gegenwart dehnen sich zu beiden Seiten hin aus und erweitern den Horizont. Die Radien des Bewusstseins, die die Zukunft und die ferne Vergangenheit umfassen, ergeben eine entsprechende Erweiterung des Bewusstseins, und erst damit wird dem Inhalt der Gegenwart eine richtige Perspektive gegeben. Wenn man sie einzeln oder unabhĂ€ngig von dem einen und dem anderen Pol des Seins betrachtet, ist das ein Zeichen eines unwissenden oder kleinen Bewusstseins.
Bei Vorhandensein ausreichend groĂer Radien fĂ€llt es leicht zu begreifen, dass der Mensch ein Pilger aus der unendlichen Vergangenheit in die unendliche Zukunft ist oder den Prozess eines sich stĂ€ndig erweiternden und entfaltenden Bewusstseins durchlĂ€uft. Und dann wird der irdische Aufenthalt zum Weg in die Unbegrenztheit. Nicht zur bruchstĂŒckhaften, sinnlosen, selbstgefĂ€lligen Existenz in irgend einem endlichen Zeitabschnitt, sondern eben zu einem unendlichen Weg.
Mancher trĂ€umt vom Elixier des Lebens und von der Unsterblichkeit, doch dieses Elixier wurde bereits gefunden, und sein Name ist â Wissen, denn dieses ermöglicht das Begreifen des Lebens, welches weder Ende noch Anfang hat. Die Unsterblichkeit des Geistes besteht im Erfassen dieser groĂen Vorstellung. Der Geist kann nicht sterben, doch das wird nicht verstanden, und daher triumphiert das Reich des Todes. Und der Tod sammelt reif seine Ernte unter der Menschheit ein.
Man sollte die Unsterblichkeit nicht in den sich stĂ€ndig Ă€ndernden Formen suchen, denn sie ist nicht in den Formen, sondern im Geist. Das bedeutet, man sucht nicht an der rechten Stelle. Und solange man die Unsterblichkeit darin sucht, was sterblich und dem Gesetz des Wechsels der HĂŒllen unterworfen ist, werden alle Anstrengungen fruchtlos bleiben. In der SphĂ€re der endlichen zeitlichen Formen darf man die Unendlichkeit nicht suchen.
Alle Lehren der Herrscher sind bestrebt, das Bewusstsein des Menschen aus der SphĂ€re, die dem Tod - das heiĂt dem Wechsel der sichtbaren Formen - unterworfen ist, in die SphĂ€re der geistigen Erscheinungen zu erheben, die sich ĂŒber jener Welt befindet, die dem stĂ€ndigem Wechsel unterworfen ist. Der Mensch ist TrĂ€ger des unsterblichen Prinzips, das sich in der Welt der ewig wandelnden Formen verkörpert. Er ist ewig, die Formen sind sterblich und den Fristen unterworfen.
Solange wir uns mit den Formen identifizieren, in denen wir hausen, binden wir uns an das Rad des Todes. Der Geist hat weder eine Form noch eine HĂŒlle, aber er kann vergeistigen und einer beliebigen Form Leben einhauchen, denn der Geist â ist das Feuer des Lebens, der in jeder Form in Erscheinung tritt, in AbhĂ€ngigkeit von dem Grad der Evolution der HĂŒlle, die das Geisteskorn umgibt.
Selbst das Geisteskorn hat eine Form, aber nur eine solche, die im Inneren existiert â ohne Namen, ohne Form und ohne Farbe, auĂerhalb der Zeit stehend, auĂerhalb der Fristen, auĂerhalb der Formen. Das Unsichtbare, das aber erkannt werden kann, das ĂŒber keine Form verfĂŒgt, aber dennoch existiert.
Der Mensch ist der TrÀger des Geheimnisses der Unsterblichkeit, des Geheimnisses des Daseins, des Geheimnisses des unbegrenzten Kosmischen Lebens; er ist der Geist, der in sich Anfang und Ende von allem vereint, was ist, was war und was sein wird.