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"Mit Deinem Gott" - auch bei falschen Ansichten?

Hier beantworten wir Fragen zur Agni Yoga Lehre.

"Mit Deinem Gott" - auch bei falschen Ansichten?

Beitragvon stefu » Di 9. Nov 2010, 20:45

Hallo zusammen!

„Mit deinem Gott“, der Kanon des Agni Yoga. Mir gefällt dieser Kanon sehr gut und ich erachte ihn als äußerst wertvoll. Er ist die Basis für eine vergleichende Religionswissenschaft und für unzählige geistig aufbauenden interkonfessionelle Gespräche.

Doch in der Praxis macht er mir mitunter Probleme. Vielleicht ergeht es dem ein oder anderen auch so und wir finden gemeinsam eine Lösung.

Da ich oft über geistige Themen mit unterschiedlichsten Menschen spreche, erfahre ich von diesen auch viele unterschiedliche Ansichten. Meistens kann ich den Kanon wunderbar anwenden und damit ein für beide Seiten schönes Gespräch führen.
Hin und wieder – gerade bei Dogmatikern – erscheint es mir jedoch als äußerst schwierig.

Ich schildere mal ein aktuelles Beispiel:

Ein Mensch, mit dem ich spreche, ist überzeugter Moslem. Wir sprechen über dieses und jenes. Da ich mich im Islam recht gut auskenne, sind schon viele gute Gespräche dabei herausgekommen. Doch ich stoße mit dem Kanon „Mit deinem Gott“ auch des Öfteren an meine Grenzen dessen, was ich zulassen möchte.
Wenn mein Gegenüber mir Dinge mit dogmatischen Eifer und ebensolcher Überzeugung aufzutischen versucht, dann fällt es mir schwer, „die Götter auszutauschen“. Gebe ich auch nur ansatzweise meine Erkenntnisse preis, wird direkt verbal, teilweise sogar aggressiv, dagegen vorgegangen. Teile der Argumentation beginnen mit „Nein, das ist nicht so, selbst mein Opa sagt auch, dass ...“ oder „Nein, sogar mein Vater sagt auch, dass …“ oder „Nein, es gibt aber eine Geschichte, in der es heißt ..., deswegen ist es so“. Alles in einem bewundernswerten Eifer vorgetragen, doch oftmals dermaßen unzulänglich und in sich widersprechend, dass ich kaum in mir halten kann.

Wir dürfen Menschen nicht über ihren Bewusstseinszustand mit Informationen bombardieren. Wir sollten auch stets inhaltlich und sprachlich nahe beim Gegenüber bleiben, damit er uns folgen kann und nicht über seine Fähigkeiten des Ausnahmevermögens überanstrengt wird. Alles schön und gut.

Doch in der Praxis sehe ich hier die enorme Diskrepanz zwischen „den Anderen in seinem Glauben zu akzeptieren und zu tolerieren“ und einer Form der Notwendigkeit grundlegende Fehler klarzustellen.
Sei es, wenn es heißt, Gott verzeiht gewisse Fehler nicht und der Mensch bleibt für immer in der Verdammnis. Oder, dass Menschen, die z. B. mordeten, als stinkendes Getier wiedergeboren würden und nie mehr eine Chance auf Wiedergutmachung hätten.

Es gibt viele solcher persönlichen Überzeugungen, die von Kindheit an mit der eigenen Konfession antrainiert wurden. Und es ist schwer hier auch nur ein kleines Kerzenlicht zu entzünden, um zumindest etwas Helligkeit in den Raum zu werfen.

Ich hoffe, ich habe mich, was meine Schwierigkeit angeht, einigermaßen verständlich ausgedrückt.

Vielleicht ergeht oder ergibt es ja dem ein oder anderen ähnlich.

Lieben Gruß
stefu
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Re: "Mit Deinem Gott" - auch bei falschen Ansichten?

Beitragvon megran » Mi 10. Nov 2010, 21:23

Hey Stefu,

ich glaube es ist sehr wichtig niemals die Ansichten einer Person von der Person selbst zu trennen.

Meiner Ansicht nach ist jede Ansicht bzw. Meinung nur eine Manifestation des Geisteszustandes.

Zum Beispiel:
Wenn jemand behauptet Mörder könnten als Stinktiere wiedergeboren werden, dann ist es möglicherweise ein Ausdruck Abneigung gegen solche (oder ähnliche) Personen.

Falsche Ideologie bringen die Menschen aus der Verantwortung für ihr handeln: "Wenn der Mörder als Stinktier geboren wird, wäre jede Zeit, die ich für ihn aufbringe, reine Zeitverschwendung." Es ist eine Art Selbstschutz, um sich nicht mir sich selbst genauer befassen zu müssen.

Mit Dogmatikern würde ich nie über ihre Dogmen sprechen und versuchen diese anzugreifen. Eher versuche ich an die „Person selbst“ heran zu kommen. Was beschäftigt sie emotional (nicht rational)? Warum?
Meiner Erfahrung nach versuchen Menschen hinter ihrem festgefahrenen Weltbild stets von sich selbst abzulenken. Eine Ideologie ist einfach und klar. Aber der eigene Geist ist oft sehr verwirrend, denn dort entdeckt man ständig Neues und was gestern noch richtig war ist morgen schon wieder falsch. :)

Ich denke es besteht auch die Gefahr die Lehre der Lebendigen Ethik als eine Art Ideologie aufgefasst wird. Die zwar die Ratio voll mit klugen (!) Ausagen belegt kann, aber nicht zu Herzen durchdringt. Aber man sollte sich nichts vormachen lassen und die Menschen nur an ihren Taten messen.
Für einen Agni Yogi sollte es keine Dogmas geben. Wir sollten nur unserem Herzen folgen!

Worauf ich hinaus will ist, dass es nicht auf die Ideologie der Menschen ankommt, sondern auf ihren Geist, ihre Seele und ihr Herz. Wenn das passt, dann können wir sagen "mit deinem Gott!".

Liebe Grüße
megran
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Re: "Mit Deinem Gott" - auch bei falschen Ansichten?

Beitragvon stefu » Do 11. Nov 2010, 18:14

Lieber Megran!

Ich möchte Dir sehr für Deine Zeilen danken; sie haben mir enorm weitergeholfen.

Es ist richtig, dass viele Menschen in ihren Überzeugungen zugleich auch ein Persönlichkeitsbild preisgeben.
Dass Du mir dies wieder in Erinnerung rufst, ist wichtig und richtig.

Ich meide in aller Regel auch Gespräche mit Dogmatikern. Allerdings ergeben sie sich hin und wieder und dann stehe ich meistens recht hilflos dar.

Ein Ablenken von sich selbst kann durchaus infrage kommen. Doch ich denke auch, dass viele Menschen, die in starren religiösen Käfigen aufwachsen, nicht unbedingt von sich ablenken wollen, sondern tatsächlich diese vorgegebenen Informationen wider besseres Wissen als wahr und richtig anerkennen.

Und genau hierin liegt auch meine persönliche Schwierigkeit, denn ich würde auch gerne hier Menschen, die mir wichtig sind, helfen, aus diesem Käfig auszubrechen. Denn blinder Glaube kann zu blindem Dogmatismus führen. Und das ist fatal. Insbesondere für den Gläubigen selbst, der ja nicht weiß, in welcher Gefahr er sich befindet.

Was Du schreibst, finde ich enorm gut: „Es kommt nicht auf die Ideologie der Menschen an, sondern auf ihren Geist, ihre Seele und ihr Herz. Wenn das passt, dann können wir sagen „mit deinem Gott!“
Dieser Satz von Dir spricht mir aus dem Herzen.

Was bleibt wäre dann die Frage, wie mit anderen Fällen umgegangen werden sollte … Das wiederum denke ich, ist eine recht schwierige Angelegenheit. Eventuell wirklich dann Gespräche geistiger Art beenden, wenn man merkt, dass das Gegenüber dogmatisch und aggressiv reagiert.

Vielleicht sollte ich es dabei belassen, dass ein Mensch, der geistig, seelisch und von der Herzensbildung her entwickelt ist, nach und nach von sich aus erkennen würde, wenn „falsche“ Inhalte einer Religion vermittelt würden. Und diese Menschen wären ja auch an einem Austausch interessiert und würden vielleicht nicht nur ihre Dogmen mit verbaler Gewalt verteidigen wollen.

Meinst Du mit Ideologie „Weltanschauung“ oder verbindest Du damit eine Form starrer Glaubenssätze? Ich denke schon, das Agni-Yoga auch eine Art Weltanschauung ist. Allerdings sollte das Gelebte auch tatsächlich aus innerer Motivation getan werden. „Das Wort, das vom Herzen nicht bestätigt wird, ist leer“, heißt es in der Lehre. Und wie sagst Du so schön? Man sollte Menschen nur nach Taten messen, nicht nach wohlklingenden Worten.

Ich danke Dir nochmals.

Lieben Gruß
stefu
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Re: "Mit Deinem Gott" - auch bei falschen Ansichten?

Beitragvon Tsong » Fr 12. Nov 2010, 13:14

Ich verstehe es so: „Mit deinem Gott“ heißt, dem zustimmen was der Gott – nicht die Person! – des Gesprächspartners sagt. Dann kann es keine Widersprüche geben, weil alle höhere Weisheit aus ein und derselben Quelle stammt.

Wenn aber die Menschen die Worte ihres Gottes mißverstehen oder entstellen (was in allen Religionen vorkommt, im Christentum nicht anders als im Islam oder Hinduismus), gilt der Kanon nicht. Dem dürfen wir nicht zustimmen. Wir müssen vielmehr versuchen, soweit möglich und dem Bewußtseinszustand des Gegenüber gemäß, den Irrtum richtigzustellen.
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