Beim letzten Mal hatten wir über die 10 Bausteine gesprochen, aus denen das Leben im Agni Yoga Tempel besteht. Den ersten Aspekt, die Verteidigung des höheren Bewußtseins, haben wir früher schon behandelt (siehe Kapitel „Disziplin 2 Bewußtsein“, „Disziplin 3 Wachsamkeit“ und „Disziplin 4 Gedankenkontrolle“). Heute ist der zweite Baustein an der Reihe: Der Tagesrhythmus, der im Tempel gilt. So sieht er aus:
5:00 h Wecken
5:15 h Gymnastik (Hatha Yoga)
5:45 h Morgentoilette
6:00 h Meditation (Höchste Verbindung mit dem Lehrer)
7:00 h Studium Agni Yoga
8:00 h Arbeit für Lebensunterhalt, ggf. außerhalb des Tempels
10:30 h Morgenmahlzeit
13:45 h Rückkehr in den Tempel, Meditation
14:00 h Ausbildung und Dienst im Tempel
15:30 h Abendmahlzeit
18:45 h Gymnastik (Hatha Yoga)
19:00 h Abendtoilette
19:15 h Studium
19:45 h Meditation (Höchste Verbindung mit dem Lehrer)
20:30 h Persönliche Zeit
22:00 h Nachtruhe
Ihr seht: Es herrscht eine Regel, die sicherstellt, daß wir Raum schaffen für alle vier Lebenskreise (Vier Kreise-Regel, FW II, 457): Betrachtung (Leben der Seele, höchste Verbindung), Dienst am Allgemeinwohl, Dienst am Nächsten und Ausbildung (Selbstvervollkommnung).
Die Durchsetzung der Herrschaft des Geistes (siehe Kapitel „Dienst 2“) beginnt bei uns selbst! Wer sein eigenes Leben nicht in eine solche Ordnung bringen kann, wie sie ein spirituelles Leben erfordert, möge nicht daran denken, die viel größere Aufgabe in Angriff zu nehmen, in der Welt eine höhere Ordnung einzuführen.
Wer sich ernsthaft an den Versuch gemacht hat, ein heiliges Leben nach höheren Gesetzen zu führen, wird bestätigen, daß es ohne eine feste Tagesordnung nicht geht. Wer sie nicht durchsetzen kann, erliegt den vielfältigen Ablenkungen, Versuchungen und nichtigen Anforderungen der Welt und kommt nicht zu dem, was eigentlich wesentlich ist.
Die Disziplin eines festen Tagesrhythmus’ ist keine bloße Äußerlichkeit, sondern im Gegenteil die einzige Möglichkeit, in dieser Welt, wie sie nun einmal ist, ein Leben höheren Bewußtseins zu führen, unsere Existenz als Tempelschüler zu verteidigen.
Jeder von Euch, der unseren Tempel – im Geist oder physisch - für einen Tag, ein Wochenende oder einen Ferienkurs besucht, muß sich in diese Ordnung einfügen. Ihr werdet schnell selbst erfahren, wie heilsam sie ist.
Vielleicht könnt Ihr nicht alles davon umsetzen, wenn Ihr in Eure gewohnte Umgebung zurückkehrt. Das ist nicht schlimm. Ein jeder hat sein Los zu tragen. Wichtig ist allein, daß Ihr Euch auch dort, im normalen Alltag, ein festes Gerüst schafft, das Ihr gegen alle Angriffe verteidigt: Eine eigene Regel, die es Euch ermöglicht, jeden Tag - und sei es auch nur für noch so kurze Zeit - den Lehrer im Geist zu treffen, die Lehre zu studieren, einen Stein für das Werk des allgemeinen Wohls beizutragen, Eurem Nächsten zu dienen und Euch Eurer Vervollkommnung zu widmen.
Zitate:
Gerade darin liegt das Übel unserer Zeit: Für jede erniedrigende Beschäftigung findet man unbeschränkt Zeit, doch für das Wichtigste erübrigt man nicht eine Stunde. (AY 451)
Daher sollte man es lernen, sich die höchsten Gesetze zu eigen zu machen und das Leben nach ihnen aufzubauen. (Hier 143)
Disziplin muß als der heilsame Rhythmus erkannt werden. (AUM 355)
System und Rhythmus haben eine entscheidende Bedeutung. Aus Biographien kann man entnehmen, wie Rhythmus den Geist und das Feuer stärkte. Natürlich, gegenwärtig wird viel vom Rhythmus gesprochen, aber er wird im Leben nicht befolgt. Das Denken ist äußerst chaotisch und die Lebensführung ungeordnet. Jetzt wird alles zugelassen, und der Mensch ist der Sklave von allem. (FW I, 387)
Warum bestehe Ich darauf, jeden Tag Notizen zu machen? Damit der Rhythmus eingehalten wird. Wer immer den Wert der Beständigkeit erkannte, der ist den Feurigen Toren schon nahe. Man muß sich in allem zur Beständigkeit erziehen. Dann stellt sich Unermüdlichkeit ein und nachher Unbesiegbarkeit. (FW III, 486)
Aneignung des Rhythmus ist eine Stufe zu den fernen Welten. Niemand kann feinstoffliche Schwingungen wahrnehmen, wenn er sich nicht den Rhythmus zu eigen macht und die Bedeutung der Harmonie versteht. Für manche ist das ein leerer Schall, aber es gibt jene, die bereits ihr ganzes Leben harmonisiert haben. (AUM 572)
Wer den Vorzug hatte, eine Rede von Uns zu hören, kann bezeugen, wie scharf eingeteilt und vielseitig Unsere Zeit verläuft. (BGM II, 337)
Es ist für einen Yogi von Nutzen, einen gut abgestimmten Kreis um sich zu haben, um den sich nahenden kosmischen Wellen eine gewisse Form zu verleihen. Wenn Ich daher von Harmonie spreche, denke Ich nicht nur an Feinfühligkeit, Ich weise auf einen nützlichen Aufbau hin. (Hier 397)
Man kann die Menschen nicht über die höheren Energien unterrichten, wenn ihre ganze Lebensweise ungeordnet verläuft. (Br I, 456)
Schüler, auch wenn du eine äußerst beschränkte Sphäre wählst, so behalte dir dennoch eine Stunde für das Allumfassende vor. (Br I, 484)
Ein Rhythmus muß ganz ungezwungen zur Gewohnheit werden. (FW I, 511)