Aus: Briefe von HIR/I, 12. Dezember 1934
"Der Ruf erklang und Sie haben ihn vernommen. Sie haben die Bücher der Lehre liebgewonnen und damit den Ruf angenommen. Doch neben der Annahme des Rufes ist jeder, der zum heldenhaften Dienst bereit ist, verpflichtet, hart an der Selbstvervollkommnung zu arbeiten. Weshalb sollte man meinen, daß große Taten nicht in unserem Leben geleistet werden könnten, sondern irgendwo anders unter anderen Bedingungen? Wahrlich, groß ist die Tat, die Lehre in unser tägliches Leben hineinzutragen, Freude und Wissen allen zu spenden, die uns umgeben und uns begegnen. Wie Krishna in der Bhagavad Gita sagt: ”Der Mensch erreicht Vervollkommnung durch die beständige Erfüllung seines Dharma (d. h. der Pflicht, des Karma).” Ist es nicht eine große Errungenschaft, für die Selbstvervollkommnung zu arbeiten, für die heilsame Einwirkung auf unsere Umgebung, zusammen mit einer steten Bereitschaft, seine Kräfte einzusetzen, wann immer Bedarf ist? Karma oder kosmische Gerechtigkeit stellt jeden in Verhältnisse, in denen er etwas lernen oder sühnen kann. Doch zur Erfüllung heldenhaften selbstlosen Dienens muß der Geist sehr gestärkt werden. Der Pfad der Jüngerschaft ist daher nicht leicht. Viele Hindernisse müssen überwunden werden, denn wie sonst könnten wir unsere Kräfte messen und unseren Geist stählen? Ohne den Geist zu stählen, können wir kein heldenhaftes Leben führen und Mitarbeiter der Großen Weißen Bruderschaft werden. Groß sollte die Entsagung aller echten Aspiranten sein. Im alten Ägypten hatten die Neophyten fürchterliche, künstlich geschaffene Gefahren und Versuchungen zu durchschreiten, und nur sehr wenige von ihnen bestanden die Prüfung. In unseren Tagen sind künstliche Prüfungen aufgehoben; der Schüler muß sich den Schwierigkeiten und Hindernissen stellen und sie bewältigen. Natürlich werden seine inneren Beweggründe immer in Erwägung gezogen, zusammen mit der Wachsamkeit, seinem Mut, der Unterscheidungsfähigkeit, Vorsicht, Ehrlichkeit und Ergebenheit. Und nicht anders als früher halten sie selten bis zum Ende durch."
Ich lese die Passage sehr gerne. Für mich ist darin der Kern des AY enthalten.